Schwerpunkt: Solidarische Ökonomie – Anders Arbeiten
Mehlwurm – Über die Lust am Backen, unter fairen Bedingungen
Fr., 07.12.2018
Einen Brotteig kneten, Croissants formen, Stollen mit Butter oder Lebkuchenherzen mit Schokolade einpinseln… Wenn Sie schon mal eine Backstube von innen gesehen haben, dann können Sie vielleicht nachempfinden, welch‚ sinnliches Vergnügen das Backen bedeutet – sofern die Arbeitsbedingungen stimmen.
Als die Bio-Vollkornbäckerei Mehlwurm im Februar 1983 gegründet wurde, war das Ziel der acht Bäckerinnen und Bäcker, handwerkliche Produktion von Bio-Backwaren mit selbstbestimmter Arbeit zu verbinden. Selbstverwaltete Betriebsstrukturen und gleichwertige Arbeitsbedingungen im Kollektiv wurden in der Neuköllner Pannierstraße groß geschrieben – wie in vielen der seit den späten 70ern zahlreich entstandenen Alternativbetriebe.
Die Idee zur Gründung war mutig. Denn in dieser Zeit .…
gingen nicht nur kleine Läden „ein“, sondern auch Bäckereien, nicht zuletzt, weil überall vermehrt Supermärkte entstanden, die Brot und Brötchen immer häufiger aus automatisierten Großbäckereien bezogen. Hinzu kam, dass der Wunsch, selbstverwaltet arbeiten zu wollen und (möglichst) nach dem Lustprinzip, nicht wirklich verbreitet war und eher auf Skepsis traf, denn auf Offenheit und Neugier.
Heute, gut 35 Jahre später, hat sich vieles verändert.
Von
den Kollektiven, die damals entstanden sind, haben sich manche am Markt nicht
halten können, in den meisten „Alternativbetrieben“ gibt es die Kollektivstrukturen von einst nicht mehr.
So auch in der Bäckerei Mehlwurm. Aber der Anspruch, Bio-Backwaren in Handarbeit und
unter fairen gemeinschaftlichen Bedingungen herzustellen, ist für die heute „etwa
30 BäckerInnen, VerkäuferInnen und Fahrer“ nach wie vor handlungsleitend.
Obwohl nicht alle Miteigentümer*in sind (es aber werden können), arbeiten z.B. alle
zum gleichen Stundenlohn.
Über die
Belange der Bäckerei entscheiden die Gesellschafter*innen im Plenum. Aber wie verläuft
die Entscheidungsfindung, wenn das Prinzip „Einvernehmlichkeit“
sein soll, und die Bedingungen keine leichten sind, angesichts eines von vielen
Bio-Bäckereien umkämpften Marktes?
Auch heute wird ein Bäckereien-Sterben beklagt. Gilt das nur für das
traditionelle (nicht Bio-) Bäcker-Handwerk? Denn der Markt für Bio-Backwaren ist
ja enorm gewachsen und die Zahl der Bio-Bäckereien auch. Damit hat aber auch der
Arbeits- und Qualitätsdruck enorm zugenommen.
Wie ist das im Mehlwurm? Wie wirken sich die
Marktbedingungen auf die Arbeitsbedingungen aus? Was ist hier mit fairen
Arbeitsbedingungen gemeint? Und wie hat die eher kleine Bio-Vollkornbäckerei
angesichts der starken Konkurrenz von solch‘ großen Bio-Bäckereien wie etwa dem Märkischen Landbrot oder Beumer & Lutum, bestehen können?
Was ist den Mitarbeiter*innen von Mehlwurm heute wichtig?
Die Tour führt uns hinein in die Backstube des Mehlwurm. Wir haben Gelegenheit, Einblicke in die Arbeitsräume zu erhalten und im Austausch mit einem langjährigen Mitarbeiter Näheres über den Mehlwurm, die Fertigung von Backwaren und die Abläufe in der Bio-Bäckerei zu erfahren. Hierfür sind etwa 1,5 Stunden vorgesehen. In der Einführung vorab erfahren Sie Wissenswertes über das Arbeiten in einem Kollektiv, über die Backbranche und die besonderen Anforderungen an die Herstellung von Bio-Backwaren.