Schwerpunkt: Politik – Bundestag

Grüne Politik unter erschwerten Bedingungen – Wie mit dem neuen Zeitgeist im Bundestag umgehen?

Di., 15.05.2018

Rund 70 Jah­re nach­dem das Grund­ge­setz in einem lang­wie­ri­gen und anspruchs­vol­len Pro­zess erar­bei­tet wor­den ist, hat eine Par­tei in den Bun­des­tag Ein­zug gehal­ten, die vie­len als unde­mo­kra­tisch und rechts­po­pu­lis­tisch gilt. Ihre Abge­ord­ne­ten nut­zen die demo­kra­ti­schen Regeln des Bun­des­tags, um für ihre unde­mo­kra­ti­schen Bot­schaf­ten und ihre per­fi­den Anlie­gen größt­mög­li­che Auf­merk­sam­keit zu erlangen. 

Drän­gen­de The­men wie z. B. die völ­lig unzu­läng­li­che Kli­ma­po­li­tik und die „Glo­ba­li­sie­rung von oben“, die in der Fol­ge immer mehr Men­schen zur Flucht zwin­gen, aber auch die mit den Hartz-Geset­zen deut­lich gestie­ge­ne Armut in Deutsch­land tre­ten dabei zuwei­len in den Hin­ter­grund.
Fak­ten und wirk­sa­me Lösungs­vor­schlä­ge, wie sie (auch) von der Grü­nen Frak­ti­on seit Jah­ren vor­ge­bracht wer­den, fin­den offen­kun­dig nur wenig Gehör. 

Grün ist „out“ war wäh­rend des Wahl­kampfs mit­un­ter zu hören. Stim­men­ver­lus­te an die Rechts­po­pu­lis­ten hat­ten aber alle der vier im Bun­des­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en hin­zu­neh­men. Fake-News, gefühl­te Ein­schät­zun­gen, nicht Argu­men­te, son­dern das Bauch­ge­fühl schei­nen immer häu­fi­ger mei­nungs­bil­dend und hand­lungs­lei­tend zu sein. 

Wie soll, wie kann dem begeg­net werden?

Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te der Grü­nen, die wir zum Gespräch besu­chen wer­den, hat lan­ge auf Kreis- und Lan­des­ebe­ne in Baden-Würt­tem­berg grü­ne Poli­tik mit­ge­stal­tet, bevor sie 2009 in den Bun­des­tag kam. Seit vie­len Jah­ren setzt sie sich für eine nach­hal­ti­ge Arbeits­markt- und Sozi­al­po­li­tik wie auch für ein Ende der Sank­tio­nen, für Ände­run­gen in der Wirt­schafts­po­li­tik und eine ernst­haf­te Bekämp­fung der Flucht­ur­sa­chen ein. Mit der Grü­nen Frak­ti­on strebt sie „eine armuts­fes­te Grund­si­che­rung, die den Men­schen ihre Wür­de lässt“ an.

Aber wel­che Mög­lich­kei­ten hat eine klei­ne Oppo­si­ti­ons­par­tei, ihre Vor­stel­lun­gen im Bun­des­tag durch­zu­set­zen? Wie wirkt sich das ver­än­der­te Kli­ma in den Ple­nar­de­bat­ten, die ver­än­der­te Atmo­sphä­re in den Aus­schuss-Sit­zun­gen (wo einer der Schwer­punk­te der Arbeit im Bun­des­tag liegt) auf die The­men und die Ent­schei­dungs­fin­dung aus? Wel­che Regeln und Struk­tu­ren im Bun­des­tag kön­nen Oppo­si­ti­ons­par­tei­en ziel­füh­rend nut­zen? Gibt es „Macht­res­sour­cen“, die hier­bei hilf­reich sind?

Wel­che Erfah­run­gen hat unse­re Gesprächs­part­ne­rin seit der denk­wür­di­gen Wahl im Sep­tem­ber 2017 im Bun­des­tag gemacht? Wie erlebt sie die Debat­ten, seit die Mit­glie­der der neu­en Frak­ti­on mit ihren oft grenz­wer­ti­gen Bei­trä­gen das poli­ti­sche Kli­ma im Bun­des­tag mit „gestal­ten“? Wel­che Sicht­wei­sen wer­den da geäu­ßert, wenn es z. B. um den Zusam­men­hang von Armut und Leis­tung oder „unse­ren“ Anteil an den Flucht­ur­sa­chen geht? Was hat sich ihrer Erfah­rung nach verändert? 

Wie kön­nen demo­kra­tisch geson­ne­ne Abge­ord­ne­te sinn­voll auf rech­te Ein­las­sun­gen oder spon­tan geäu­ßer­te rech­te Zwi­schen­ru­fe reagie­ren? Wel­che poli­ti­schen Ver­su­che wer­den unter­nom­men, rechts­po­pu­lis­ti­schen Kräf­ten den Boden zu entziehen?

Sol­che Fra­gen und wei­te­re, die Ihnen am Her­zen lie­gen, Ihre Anre­gun­gen und Sicht­wei­sen sol­len Gegen­stand des Aus­tauschs sein. In mei­ner Ein­füh­rung – der Vor­be­rei­tung auf das Gespräch – wer­de ich sowohl auf die ver­än­der­ten Bedin­gun­gen im Bun­des­tag ein­ge­hen, wie auch auf die „Spiel­re­geln“ im Par­la­ment und die Ein­fluss­mög­lich­kei­ten sowie „Macht­res­sour­cen“ von Oppo­si­ti­ons­par­tei­en. Wo die Ein­füh­rung statt­fin­den wird, erfah­ren die Teil­neh­men­den wie immer 5 Tage vor dem Tou­ren-Ter­min. Treff­punkt, kur­zer Fuß­weg und der Ort unse­res Aus­tau­sches im Bun­des­tag sind Bar­rie­re-arm. Für das Gespräch sind ca. 1,5 Stun­den vor­ge­se­hen, Dau­er (mit kur­zer Besich­ti­gung) ins­ge­samt: 2,5 – 3 Stunden.