Schwerpunkt: Kunst & Kultur – Theater
DIE GORILLAS – Improvisation als Methode: Witziges und Lehrreiches aus dem Ärmel geschüttelt
Sa., 25.11.2017, 12:30 UhrDie Gorillas – in Berlin hat wohl kaum eine andere Theatergruppe, die sich dem Impro-Theater verschrieben hat, so viele Menschen gelehrt, was Spontaneität bedeutet. Hunderte von Workshops, über 3.000 Vorstellungen, Einladungen zu Impro-Festivals im In- und Ausland, zu den eigenen Festivals wird die Impro-Welt eingeladen. Die Gorillas sind eines der ältesten Improvisationstheater in Berlin, im Mai haben sie ihren 20.(!) Geburtstag gefeiert.
Die spontane, durch KEINE… [ weiter ]
Regie angeleitete Interaktion zwischen den Schauspieler_innen, die Lust, sich auf einander einzulassen und der eigenen Neugier nachzuspüren, dies alles ist ganz offenkundig so bereichernd, dass noch keine/r in der langen Zeit das Ensemble verlassen hat. Zu den ursprünglich zwölf sind noch drei hinzu gekommen. Diese 15 (Spiel und Musik) improvisieren voll Musikalität und Witz bei äußerst sparsamer Requisite.
Aber wie geht das, Theater ohne Skript, ohne Text(?), werden sich Theaterfreund_innen fragen, die mit Impro noch keine Berührung hatten. Wie funktioniert das, eine Szene, ein Stück aus dem Ärmel zu schütteln, wo vorher nichts war? Übersetzt bedeutet Improvisation: „ohne Vorbereitung Dargebotenes, Stegreifschöpfung“.
In den östlich gelegenen Stadtteilen wird den Älteren vielleicht schon das Wort „Improvisation“ suspekt sein, stand es doch zu DDR-Zeiten für „Misswirtschaft“ und den notgedrungen fantasievollen Umgang mit Fehlendem. Auf der Bühne bedeutet es: Fantasien zusammen führen, die eigene mit der Fantasie der anderen Ensemblemitglieder. Im Kern meint es: das (gerade) Gegebene akzeptieren, flexibles Umschalten. Wer z. B. mit Demenz-Kranken oder mit Jugendlichen arbeitet, kann im Impro-Theater therapeutische Möglichkeiten entdecken.
Eine Ahnung davon erhält, wer DIE GORILLAS erlebt hat. Da werden Szenen kreiert auf Zuruf aus dem Saal, ein einzelnes Wort, die Umsetzung erfolgt spontan. Da wird Einfällen Raum gegeben, die mal ernst, mal absurd sind, grotesk oder auch urkomisch… und doch passend, so passend, dass die Lust an der Spontaneität und der Leichtigkeit überspringt – von der Bühne auf die Zuschauer_innen.
Seit ihrer Gründung sind DIE GORILLAS fest verwurzelt mit dem Ratibor Theater, das in diesem Jahr auch einen runden Geburtstag feiert. 40(!) erfahrungsreiche Jahre hat das Theater auf dem Buckel. Entstanden mitten in Kreuzberg, ganz nah an der Mauer, in einer Zeit, in der die Politisierung auch die Kulturszene erfasste, wurde in dem kleinen Hinterhof-Theater viel experimentiert. Berlin war eine Insel und Kreuzberg wurde zum umkämpften Terrain der Hausbesetzer. Freie Kunst, politisches Theater, Agitprop, Musik und Tanz, all das und mehr zog die Leute ins Ratibor. Mit dem Fall der Mauer brachen neue Zeiten an, das Impro-Theater fand immer mehr Anhänger und DIE GORILLAS mit ihrer Experimentierfreude einen wirklich passenden Spielort.
Die Tour führt uns hinein in den Theatersaal, dessen wechselvolle Geschichte nur erahnt werden kann. Wir haben Gelegenheit, mit einem Ensemblemitglied der GORILLAS und einem langjährig verantwortlichen Mitglied des Ratibor-Theaters zu sprechen.
Im Einführungsvortrag auf dem Weg hin zum Theater (ca. 1 Stunde) werden Sie auf den Austausch vorbereitet: Sie erfahren etwas über Improvisation als Methode und über den Spielort, das Ratibor, aber auch über die keineswegs leichten Arbeits- und Rahmenbedingungen in der so genannten freien Szene.
Touren-Ende: ca. 15:00 Uhr. Wer Lust dazu hat, könnte – nach einer (gemeinsamen) „Kaffee-Pause“ – die Nachmittagsvorstellung der GORILLAS besuchen (ein Ticket-Kauf ist in diesem Fall auch spontan möglich).