Schwerpunkt: Solidarische Ökonomie – Anders Arbeiten

Die Backstube – Ein Kreuzberger Kollektiv

Sa., 10.12.2016

Wer schon mal eine Back­stu­be von innen gese­hen hat und die sinn­li­che Erfah­rung kennt, wenn das war­me duf­ten­de Back­werk aus dem Ofen kommt… ahnt viel­leicht, wie beglü­ckend es sein kann, einen Brot­teig zu kne­ten und Bröt­chen zu for­men oder Stol­len mit But­ter einzupinseln. 

Aber was ist mit den (übri­gen) Arbeits­be­din­gun­gen? Kommt ihnen nicht die grö­ße­re Bedeu­tung zu? Und wel­che Rol­le spielt es, wenn ich mich für die Arbeit in einem selbst­ver­wal­te­ten Betrieb ent­schei­de? Was heißt es, OHNE CHEF zu arbei­ten? Wie ist es, wenn ich selbst dar­über mit ent­schei­den kann (oder muss?), was her­ge­stellt wird, unter wel­chen kon­kre­ten Bedin­gun­gen (Arbeits­zeit, Lohn, Maschi­nen) und für wen?

Wel­che Bedeu­tung haben die­se Fra­gen für die Arbeits­zu­frie­den­heit, viel­leicht auch für das Arbeits­er­geb­nis, also die Pro­duk­te selbst, und für das, was eine Bäcke­rei nach außen ausstrahlt?

Als die Back­stu­be 1981 als Bio­bä­cke­rei mit­ten in Kreuz­berg gegrün­det wur­de, gab es aller­or­ten das Phä­no­men, dass klei­ne Läden und Bäcke­rei­en „ein­gin­gen“. Super­märk­te lös­ten sie ab, Brot und Bröt­chen wur­den immer häu­fi­ger aus auto­ma­ti­sier­ten Groß­bä­cke­rei­en bezogen. 

Dem woll­ten die Gründer*innen der Back­stu­be etwas ent­ge­gen setzen.

Es war die Hoch-Zeit der Haus­be­set­zun­gen… – so konn­te es vor­kom­men, dass der Laden spon­tan geschlos­sen wur­de, um mit ande­ren die Räu­mung eines der besetz­ten Häu­ser zu ver­hin­dern. Und es war eine Zeit, da „Bio“ noch kaum gefragt war. 

Der Wunsch, selbst­be­stimmt zu arbei­ten, führ­te zur Grün­dung zahl­rei­cher Alter­na­tiv­be­trie­be. Als „nor­mal“ galt dies damals q den­noch nicht; wer im Kol­lek­tiv und (mög­lichst) nach dem Lust­prin­zip arbei­ten woll­te, traf nicht sel­ten auf Skep­sis oder wur­de als „lin­ker Spin­ner“ abgetan.

Von den vie­len Kol­lek­ti­ven, die damals ent­stan­den sind, haben sich vie­le in die­ser Form oder aber gar nicht am Markt hal­ten kön­nen. In ande­ren konn­te die Kol­lek­tiv-Idee weit­ge­hend bei­be­hal­ten werden.

Wie ist das in der Back­stu­be? Was macht heu­te das Arbei­ten im Kol­lek­tiv aus? Wie hat die klei­ne Bäcke­rei ange­sichts der enorm gewach­se­nen Kon­kur­renz auf dem Ber­li­ner Markt, neben gro­ßen Bio­bä­cke­rei­en wie etwa dem Mär­ki­schen Land­brot oder Beu­mer & Lutum, bestehen kön­nen? Was ist den (gegen­wär­tig) 12 Bäcker*innen des Kol­lek­tivs wichtig?

Die Tour führt uns hin­ein in die Back­stu­be, wo wir Gele­gen­heit haben, einen Blick in die Arbeits­räu­me zu wer­fen und im Aus­tausch mit eine*r der Bäcker*innen Nähe­res über die Arbeit im Kol­lek­tiv zu erfah­ren. Für Gespräch und Besich­ti­gung sind etwa 1 ½ Stun­den vorgesehen. 

In der Ein­füh­rung – auf dem Weg hin zum Pro­jekt – erfah­ren Sie Wis­sens­wer­tes über alte und neue Kol­lek­ti­ve und wie dies mit dem The­ma Soli­da­ri­sche Öko­no­mie zusammenhängt.

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Zum Film „Das Brot des Bäckers“:    https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Brot_des_B%C3%A4ckers